Der Zauberer



Der Zauberer und die Prinzessin

Es ergab sich vor einiger Zeit, das eine schöne Prinzessin, aus einem fernen Land, an einem See träumend spazierte. Da begegnete ihr ein Zauberer.
Sie lächelten sich an, und begannen sich zu unterhalten. Die Prinzessin erzählte viel von sich, und der Zauberer hörte gespannt zu. Ab und zu unterbrach er sie, oder berichtigte sie nach seinem Gutdünken. Längst ist die Nacht hereingebrochen und sie gingen langsam in Richtung der kleinen Hütte, wo der Zauberer wohnte. Er lud sie zu sich ein, und sorgte gerne für ihr Wohl.

Sie unterhielten sich angeregt weiter, und sprachen bis tief in die Nacht. Sie erzählte ihm von sich, ihrem Leben, ihren Wünschen und auch etwas von ihren Ängsten. Hin und wieder deutete der Zauberer ihre Reden, und klärte sie über deren Hintergründe auf.

Das missfiel der Prinzessin sehr, und sie sagte: "He Zauberer, warum deutest Du meine Erzählungen? Ich möchte von meinem Leben erzählen, und nicht eine Beratung über mein Innenleben."

Der Zauberer stutzte und sagte: "Ohh, es tut mir leid, aber ich dachte, Du verstehst die Hintergründe Deines Tun's nicht. Da wollte ich Dir helfen, damit Du Dich besser verstehst." Die Prinzessin tadelte ihn mit den Worten: "Ich lerne, und bin dabei, mich und mein Leben zu verstehen. Mit Dir möchte ich mich einfach unterhalten."

Der Zauberer entschuldigte sich bei ihr, und versprach, das er sich mit solchen Bemerkungen zurück halten will, was ihm allerdings nicht immer gelang.
Trotzdem, oder gerade deswegen kamen sie sich immer näher und ab und an kreuzten sich ihre Blicke, und jeder hatte ganz auf seine Weise das Gefühl, dass er dem Anderen tief in die Seele sieht.

Die Nacht verstrich, und im neuen Sonnenlicht unterhielten sie sich weiter. Dazwischen assen sie, spazierten, oder sassen einfach am Ufer und geniessten den Blick über den See.
Längst bemerkten beide, dass da etwas passiert ist mit ihnen. Sie verstanden sich gut, und selbst das Schweigen miteinander war für beide sehr wertvoll.

Der Prinzessin kamen Ängste auf, Erinnerungen von früher. Es waren mehr die Schmerzen, die sich in ihr Bewusstsein drängten. Sie fragte sich still, wie kann das sein, was da vor sich geht. So wunderbare Gefühle, Geborgenheit und Lebensfreude. Aber hatte sie das nicht schon öfters erlebt, gab sich den Gefühlen hin, wurde sie nicht allzu oft enttäuscht, oder gar ausgenutzt?
Fragend und ein bisschen unsicher sah sie den Zauberer an. Der wollte sie schon wieder aufklären, ihr vom Leben erzählen, von den unnötigen Ängsten und von der Freude. Sie fragte ihn: "Du Zauberer, warum weisst Du so viel vom Leben? Woher kennst Du die Menschen so gut, weisst alles über ihre Gefühle?"

Er antwortete lachend: " He, ich bin doch ein Zauberer, das gehört zu meinem Beruf."
Verdutzt sah sie ihn an, und wurde doch immer unsicherer.
"He Zauberer, ich spüre das ich Dich gut mag, aber Du machst mir ein bisschen Angst. Ich möchte gerne ICH bleiben, und das Leben langsam und vor allem durch das Leben selbst kennenlernen, ich kann das alles nicht so nachvollziehen, wenn Du mir davon erzählst. Ich höre Dir gerne zu, doch es ist wie ein bisschen nur zuschauen anstatt zu leben. Verstehst Du das?" Der Zauberer bejahte die letzte Frage, ohne sich wirklich bewusst zu sein, was sie alles über sich erzählte. Warum sollte er auch, er ist ja schliesslich ein Zauberer.

Die Prinzessin schaute ihn mit grossen Augen an, und fragte: "Kennst Du denn das ganze Leben, alle Gefühle und Ängste der Menschen?" "Ja natürlich!" "Dann will ich Dir eine Frage stellen: Kennst Du Deine Gefühle, und bist Du bereit, sie auch preis zu geben?

Der Zauberer war verblüfft über diese Fragen, war er doch sicher, das er sich ihr offenbarte. Er begann, in sich zu kehren, grübelte und stellte leise, immer wieder für sich, diese Fragen. "Ich werde sie Dir beantworten, liebe Prinzessin," gab er etwas irritiert von sich, "aber gib mir etwas Zeit, ich muss zuerst für mich selbst eine Antwort finden."

Die Prinzessin verstand ihn, und verabschiedete sich mit einem Lächeln, "Gib mir Bescheid, wenn Du die Antwort weisst." Dann verschwand sie freudig hüpfend, denn sie hat den Zauberer, der immer auf alles eine Antwort wusste, noch nie so nachdenklich gesehen.

Und der Zauberer zog sich zurück, wohlwissend wie ihm geschah. Er kannte dieses Thema, wurde auch schon darauf angesprochen. Nur konnte er sich da immer aus der Geschichte stehlen, mit einem Wink und einem Zauberspruch.
Dieses Mal schien es anders zu sein. Die Prinzessin war ihm zu wichtig, um alles mit ein paar Tricks ab zu tun. Es war ihm bewusst, was sich öffnen bedeutet. Es ist wie der Sprung in die eisigen Fluten, ob du's überlebst (seelisch), weisst du erst hinterher.

Es bedeutet verletzbar zu sein, Vertrauen her zu stellen, aber auch einen andern Menschen sehr, sehr nahe zu lassen.

Tage vergingen.....

- Und er beschloss sich auf dieses Abenteuer ein zu lassen. Und wenn sie nicht gestorben sind....

Diese Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlich lebenden Personen sind rein zufällig.

(Wenn es denn Zufall gäbe)

(Beat F.J. Wyss)



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